7 Börsenweisheiten im Faktencheck – Wahrheit oder Mythos?

Heute geht’s um Börsenweisheiten – diese klugen Sprüche, die jeder kennt, der sich mit Aktien beschäftigt. Aber sind sie wirklich so clever oder doch nur leere Phrasen? Ich erkläre euch die bekanntesten Börsenweisheiten, was dahintersteckt und ob sie tatsächlich zutreffen – und natürlich gibt’s auch ein paar Zahlen und Fakten dazu. Zu jeder Börsenstrategie gebe ich euch meine persönliche Meinung, ob sie aus meiner Erfahrung funktioniert. Also, let’s go!

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„Hin und her macht Tasche leer“ ✅

Dieser Spruch ist besonders für Daytrader und alle, die viele Transaktionen durchführen, relevant. Je häufiger du kaufst und verkaufst, desto mehr Gebühren fallen an – und das schmilzt auf lange Sicht deine Rendite dahin.

📊 Faktencheck:

  • Nehmen wir an, Du hast 10.000 € investiert und tradest täglich mit einer Ordergebühr von 5 € pro Trade.
  • Wenn Du 10-mal im Monat kaufst und verkaufst, zahlst Du 100 € nur an Gebühren.
  • Hochgerechnet aufs Jahr: 1.200 € an Ordergebühren – das sind 12 % deines Kapitals!
  • Zudem gibt es die Bid-Ask-Spreads: Die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis führt dazu, dass Du bei jedem Trade minimal verlierst.

📉 Fazit:

Langfristige Buy-and-Hold-Strategien sind für die meisten Anleger oft profitabler als ständiges Kaufen und Verkaufen. Klar, mittlerweile gibt es günstige Neo-Broker, bei denen man entweder kostenlos oder für nur 1 € pro Trade handeln kann. Doch dafür muss man oft einen schlechteren Spread in Kauf nehmen. Zudem werden Kauf- oder Verkaufsentscheidungen häufig emotional getroffen. Daher passt dieser Spruch auch hier: Emotionaler, kurzfristiger und häufiger Handel schadet oft deiner langfristigen Rendite.


„Sell in May and go away … and come back in September“ ❌

Die Idee dahinter ist: Die Sommermonate sind an der Börse schwach, also soll man im Mai verkaufen und erst im Herbst wieder einsteigen.

📊 Faktencheck:

S&P500 Performance 1928-2020
  • Eine Analyse des S&P 500 seit 1928 zeigt:
    • November bis April: Durchschnittliche Rendite +5,2 %
    • Mai bis Oktober: Nur +2 %
  • ABER: Die Strategie hätte dich aus vielen starken Sommermonaten ausgeschlossen. Es stimmt zwar, dass die Wintermonate insgesamt deutlich stärker performen, aber auch in den Sommermonaten kann eine (wenn auch etwas kleinere) Performance erzielt werden.

📉 Fazit:

Die Statistik zeigt eine Tendenz – aber mit einem breit diversifizierten Langfristportfolio ist der Effekt oft vernachlässigbar. Ich persönlich würde aufgrund dieser Weisheit meine Positionen nicht verkaufen. Schließlich gibt es ja auch das bereits besprochene Sprichwort: „Hin und her macht Tasche leer“.


„The trend is your friend“ ✅

Dieser Spruch bedeutet: Wer in die Richtung des Marktes investiert, hat oft bessere Chancen auf Gewinne. Aber Vorsicht – Trends können auch abrupt enden!

📊 Faktencheck:

  • Historisch gesehen liefern Momentum-Strategien, also Investieren in trendstarke Aktien, oft überdurchschnittliche Renditen.
  • Studien zeigen, dass Aktien, die in den letzten 6-12 Monaten gestiegen sind, oft weiter steigen – aber eben nicht immer.

📉 Fazit:

Trends können hilfreich sein, bieten jedoch keine Garantie. Besonders in den letzten Jahren haben wir gesehen, dass stark steigende und beliebte Aktien weit über ihre üblichen Bewertungskriterien hinaus steigen können. Daher sollte man dieser Börsenweisheit ebenfalls Beachtung schenken. Leider gilt dies auch für fallende Aktien, die oft weit unter ihren fairen Bewertungen fallen. Denk daran: Egal zu welchem Preis du eine Aktie kaufst, sie kann immer noch um 100 % fallen.


„Politische Börsen haben kurze Beine“ 🤔

Dieser Spruch bedeutet, dass politische Ereignisse oft nur kurzfristig Einfluss auf die Börsen haben. Aber stimmt das wirklich?

📊 Faktencheck:

  • Beispiel US-Wahlen: Nach oder vor einem Wahltag fällt oder steigt der Markt oft stark, beruhigt sich aber innerhalb weniger Wochen.
  • Generell können politische Richtungswechsel Einfluss auf Regulierungen, die Zusammenarbeit zwischen Ländern sowie auf Steuern und Strafzölle haben. Auch Entscheidungen für oder gegen eine Technologie (z. B. Elektroautos) können je nach politischen Machtverhältnissen die Börsenkurse beeinflussen.

📉 Fazit:

Politische Börsen reagieren heftig, aber langfristig setzen sich Unternehmensgewinne durch. Nichtsdestotrotz kann es in bestimmten Branchen oder für einzelne Unternehmen extreme Auswirkungen haben. Ein Beispiel: China hat entschieden, dass Bildung nicht gewinnorientiert sein darf. Daraufhin sind chinesische Bildungsaktien an einem Tag um mehr als 90 % gefallen. Politik kann also einen starken Einfluss haben. Wenn du jedoch ein gut diversifiziertes Portfolio hast, sollte dich das langfristig nicht zu sehr betreffen. Mehr zum Thema ETFs und Diversifikation findest du übrigens hier.

Absturz der New Oriental Education & Technology Group Inc Aktie nachdem die Chinesische Regierung im Juli 2021 entschieden hat, das Bildung zum Teil nicht mehr gewinnorientiert sein darf.

Kursgrafik von folishare.com

„Nicht ins fallende Messer greifen“ ✅

Dieser Spruch warnt davor, Aktien im freien Fall zu kaufen. Und das hat gute Gründe!

📊 Faktencheck:

  • Beispiel Wirecard: Die Aktie fiel von fast 200 € auf unter 1 € – wer bei 100 € „günstig“ kaufte, verlor fast alles. Klar war hier der Bilanzbetrug das ausschlaggebene Thema. Aber das etwas nicht in Ordnung war, hat sich schon Monate abgezeichnet.
Beispiel Wirecard: Die Aktie fiel von fast 200 € auf unter 1 €
  • Beispiel Intel: Eine weitere Aktie die über viele Jahre nur eine Richtung gekannt hat: Nämlich nach unten. Hier war der Trend nicht unbedingt dein “Friend”.
Kursverlauf Intel Aktie

📉 Fazit:

Setze lieber auf Unternehmen mit langfristiger Stärke statt auf extreme Schnäppchen. Meistens gibt es einen Grund, warum Aktien stark fallen. Entweder läuft es operativ nicht mehr rund, oder es interessiert sich einfach niemand mehr für diese Aktie.


„An der Börse gibt es keine Garantien“ ✅

Dieser Satz ist eine der wenigen Börsenweisheiten, die zu 100 % stimmen.

📊 Faktencheck:

  • Selbst sicher geglaubte Unternehmen wie Lehman Brothers, Enron, Nokia oder Kodak gingen pleite oder sind kaum mehr relevant im Vergleich zu vorherigen Höchstständen.
  • Selbst Top-Indizes wie der Nikkei 225 haben teilweise Jahrzehnte gebraucht um wieder auf alten Höchstständen aufzuschliessen
  • Wer 1929 kurz vor dem Crash investierte, brauchte über 20 Jahre, um wieder ins Plus zu kommen.
Kursverlauf Nikkei 255 Index

Hier ein Screenshot von folishare.com über den Nikkei 255 Index – vom Stand 1991 hat es bis Ende 2020 gedauert bis man wieder den alten Höchststand erreichen konnte.

📉 Fazit:

Kein Investment ist ohne Risiko. Auch wenn die letzten Jahre mehr wie ertragreich waren, darf man sich nicht in falscher Sicherheit wiegen. Die nächste Krise kommt bestimmt.


„Time in the market beats timing the market“ ✅

Dieser Spruch besagt: Wer langfristig investiert, fährt besser als jemand, der ständig den perfekten Einstieg sucht.

📊 Faktencheck:

  • Hättest Du 2000 in den S&P 500 investiert, wärst Du auch nach dem Dotcom-Crash bis heute deutlich im Plus.
  • Wer 30 Jahre im Markt bleibt, hat historisch fast immer Gewinne gemacht – egal, wann er eingestiegen ist.

📉 Fazit:

Langfristiges Investieren schlägt fast immer den Versuch, den Markt zu timen. Das steht zwar im Widerspruch zu dem Sprichwort „An der Börse gibt es keine Garantie“, aber mit einem gut diversifizierten Portfolio dürfte dieses Sprichwort trotzdem zutreffen.


Fazit

So, das waren einige der bekanntesten Börsenweisheiten – unterstützt durch Fakten und Zahlen. Manche haben viel Wahres an sich, andere sollte man eher mit Vorsicht genießen. Aber überraschenderweise trifft meiner Meinung nach die Mehrheit dieser Sprichwörter wirklich zu.

Welche dieser Weisheiten nutzt du selbst? Schreib’s in die Kommentare! Und wenn dir das Video gefallen hat, lass ein Like da und abonniere den Kanal. Bis zum nächsten Mal und viel Erfolg an der Börse!

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